Heimat.Museum


Erzähltheater / Figurentheater

Nach Siegfried Lenz‘ Erzählband „So zärtlich war Suleyken“.

Eine Produktion der HÖR-und SCHAUbühne in Co-Produktion mit dem FITZ, Zentrum für Figurentheater Stuttgart / bisher unter anderem eingeladen zu: Interkommunale Theatertage Welzheimer Wald / Figurentheaterfestival Augsburg

Inhalt:

Siegfried Lenz ist ein großer Erzähler. Selbst wenn „So zärtlich war Suleyken“ vor über 50 Jahren erschien und wir die Trauer um die verlorenen Ostgebiete überwunden haben, so verzaubern uns nach wie vor diese kleine Geschichten aus einer vergangenen Welt. Der Autor verfügt über die seltene Gabe, mit wenigen Worten eine Stimmung zu erzeugen, die den Leser fort trägt in eine Welt der Fiktion, die in ihrer Fiktionalität viel wirklicher ist als manche wahrheitsgetreue Schilderung der Realität.
Also, Willkommen! Machen Sie es sich gemütlich! Eine Museumsführerin begrüßt ihre Gäste im „Heimat.Museum“, diesem besonderen Ort voller skurriler Geschichten fernab der hektischen, rastlosen Stadt. Und wie sie erzählt! Immer mitten hinein in die Welt hinter Wald und Feld, und hin zu den liebenswert verschrobenen, lebenslustigen, ‚kleinen Leuten‘ mit ihrer Schlitzohrigkeit, ihrem Mut und ihrer Zärtlichkeit. Noch einmal wird der Hirsch, Stolz des ganzen Dorfes, wunderbar gerettet. Noch einmal genießen wir die Liebe in ihrer schönsten-schüchternsten Form. Und unbedingt machen wir auch den unvergesslichen Gang auf den Viehmarkt, bei dem der Frosch… Kein Wort mehr. Gleich geht es los. Kommen Sie nur herein!

Dauer: 80 Minuten / keine Pause

 

Regie: Christine Bossert
Regieassistenz: Anetta Dick
Spiel: Suzan Smadi
Materialtraining: Scott Köhler
Figurenbau: Veronika Nadj
Ausstattung: Catrin Brendel
Komposition: Andrew Zbik

Technische Angaben:
Bühnengröße: 4,5m Tiefe x 5m Breite x 2,5m lichte Höhe
Verdunkelung notwendig
Diaprojektor 8,5m Entfernung zur Rückwand
Aufbauzeit: 4 Stunden, Abbau: 2 Stunden
Scheinwerfer und Tonanlage können mitgebracht werden

Presse:
„In einer bezaubernd verspielten Solo-Show belebt Suzan Smadi Lenz‘ Romanfiguren.
Smadi ist eine köstliche Komödiantin… Das Premierenpublikum war restlos begeistert“
Stuttgarter Zeitung

Das schreibt die Presse

Im Figurentheater FITZ denkt das Stück „Heimat.Museum“ augenzwinkernd über Masuren nach

„Woran erinnert sich der Mensch, wenn er an Heimat denkt? Beim Autor Siegfried Lenz sind es die einstigen Bewohner Masurens, wie er sie in seinem Buch „So zärtlich war Suleyken“ beschreibt. Ländliche Charaktere „von blitzhafter Schläue, tapsiger Zärtlichkeit, rührender Geduld, unterschwelliger Intelligenz, die sich allen Beurteilungen entzieht.“ In einer bezaubernd verspielten Solo-Show (Regie: Christine Bossert) belebt Suzan Smadi Lenz‘ Romanfiguren. Die Künstlerin Veronika Nadj hat Prototypen seiner Helden als Stabfiguren auf Holzgestelle gebannt. Suzan Smadi ordnet sie zu immer neuen Erzählräumen und Spielszenen, begleitet durch illustrierende Kompositionen von Andrew Zbik: Waldvogelkonzerte, Kindergeschrei, Zirkusmusik und Fanfarenstöße.
Als Erzählerin, Figurenspielerin und Schauspielerin belebt Suzan Smadi nicht nur schlitzohrige Bauern und schüchterne Mädchen, sondern eröffnet auch einen Dialog mit einem Lauch in der Hand. Sie ordnet Tiere auf der Bühne, die nie zu sehen sind, vom Zuschauer aber durch die magische Kraft des Spiels wahrgenommen werden. Ganz real ist Pani Prons, ein prachtvoller 28-Ender. Jagdhornklänge verstärken, was Smadi mit lässig übergeworfenem Bettlaken und zwei dürren Ästen auf dem Kopf suggeriert: Die Hatz des Jägers auf den Edelhirsch beginnt. Doch auch in dieser Szene zeigt sich, was ein echter Masure ist. Suzan Smadi führt zwei winzige Figürchen unter einem Läppchen zu einem Brokkoli (der großen Eiche) und täuscht die Sinneswahrnehmungen des Jägers. Viehmarkt und Eheanbahnung, fahrender Zirkus und Dorfklatsch: Smadi ist eine köstliche Komödiantin. In rasantem Tempo erzählt sie von einer Witwe, die auch nach dem Tod ihres Gatten prachtvolle Kinder in die Welt setzt. Als Zwiebeln leben sie rund um einen Tontopf. Eine fröhliche Schar, ausgegrenzt vom Rest des Dorfes – Masuren ist überall. Das Premierenpublikum war restlos begeistert.“

Die tapsige Zärtlichkeit der Masuren

„Mit der poetischen Totenbeschwörung einer untergegangenen Kulturlandschaft faszinierte die Schauspielerin Suzan Smadi in der Alten Kelter. Im fantastischen Figurentheaterstück „Heimat.Museum“ erweckte sie nach Geschichten aus Siegfried Lenz‘ „So zärtlich war Suleyken“ die liebenswert abgehängte Eigenart der einstigen Bevölkerung Masurens. Ein zutiefst berührendes Requiem.

„Ich könnte euch erzählen..“ sagt die Figurenspielerin Suzan Smadi einmal andeutungsvoll. Das heißt, es gäbe da noch viel mehr zu sagen, als sie eh schon tut.

Und das ist nicht wenig in den fünf Geschichten, mit denen sie da die Eigenarten ihrer Protagonisten aus dem realen Traumort Suleyken in Masuren zum Erscheinen bringt – mit Puppenspiel. Als karges bäuerliches Ambiente ist das Bühnenbild gestaltet. Im Zentrum ein großer Sauerkrauttopf. Und dann eben einige Stabpuppen (Veronika Nadj): die Bauern Plew und Jegelka, der Flussfischer Valentin Zoppek oder die Witwe Jadwiga Plock. Herrchens und Onkelchens sind viele darunter. Alle scheinen irgendwie miteinander verwandt oder verfeindet zu sein. So behutsam wie beherzt erzählt Suzan Smadi im Bauernrock die drolligsten Geschichten in den urtümlich verdrehten Satzstellungen und Verniedlichungen der Masuren. Dazu ertönt im Hintergrund ein geradezu vitalistisches Lärmchen aus masurischem Vogelgezwitscher, Muhen, Gackern und fröhlichem Fröschequaken. Und ach, wie stolz präsentiert die Bäuerin dazu ihr „Gemüse von unseren Felderchen.“

Und dann die Geschichten! Etwas über den Tag, als Anita Schiebukats Wanderbühne ins Ortschäftchen zu kommen sich die Ehre gibt. Ein glattes Desasterchen, wie sich herausstellen wird, als ein „halbnackter“ Messerwerfer seinen Auftritt hat. „Dieser Mensch schmiss seine Messer nach Anita Schiebukat und die Suleyker Gesellschaft stöhnte vor Entsetzen.“ Der Flussfischer Valentin Zoppek kann’s nicht mehr mit ansehen, schreitet ein und sagt: „Bei uns wird nicht mit Messern auf Menschen geworfen. Hab‘ ich richtig gesprochen?“ Und „Richtig“ murmelt die Suleyker Gesellschaft. Nicht viel besser geht es dann dem Zauberer, der einen Hasen aus dem Wams des Onkelchens Stanislaw Griegull hervorzieht. Der will das Häschen partout als sein Eigentum betrachten. Und wir hören: „Wie übrigens später zu erfahren war, ist danach lange Zeit kein Zirkus mehr in unser Dorf gekommen – wie man wissen wollte, aus Furcht vor dem allzu aufgeklärten Publikum.“

Unheimlich die Geschichte von der „Sache mit dem Impfen“. Sozusagen eine obrigkeitliche Hygienemaßnahme bei der Witwe Jadwiga Plock mit ihren 16 Kinderchen. „Einiges saß auf den Stühlen, anderes auf dem Tisch oder auf dem Ofen, das meiste natürlich bewegte sich auf dem Fußboden.“ Nach den Impfungen und der Vorgabe endlich aus Tellern und mit Messer und Gabel zu essen, bricht das Siechtum aus. Erst als wieder aus dem auf den Boden gestellten großen Topf Kohl gegessen wird, erholen sich die Kinder.

Am Ende der Geschichten deckt Suzan Smadi wieder behutsam ihre Puppen zu. So zärtlich war Suleyken.“